Üblicherweise sind (Wohn-)Gebäude hierzulande auf mehrere Arten mit der Außenwelt verbunden und benötigen diese Verbindung auch für zeitgemäßes Wohnen. Allerdings existieren für jede dieser Versorgungsleitungen Alternativen. Diese ermöglichen einen autarken Betrieb – und so beispielsweise, die Betriebskosten teils erheblich zu reduzieren.

Technische Realität versus gesetzliche Limitierungen

Möglichkeiten sind vorhanden und technisch tragfähig. Dem entgegen stehen jedoch gesetzliche Regularien: Immer ist ein etwaiger Anschluss- und Benutzungszwang zu beachten. Das heißt, Immobilieneigentümer müssen mitunter mit dem jeweiligen Netz verbunden sein und das Angebot auch nutzen – zumindest teilweise.

Prominent zeigt sich das bei der Wasserversorgung. Hier besagt §3 AVBWasserV:


Das Wasserversorgungsunternehmen hat dem Kunden im Rahmen des wirtschaftlich Zumutbaren die Möglichkeit einzuräumen, den Bezug auf den von ihm gewünschten Verbrauchszweck oder auf einen Teilbedarf zu beschränken. Der Kunde ist verpflichtet, seinen Wasserbedarf im vereinbarten Umfange aus dem Verteilungsnetz des Wasserversorgungsunternehmens zu decken.“


Dabei handelt es sich um kommunalrechtliche Vorgänge. Daher ist immer der Einzelfall anhand der tatsächlichen Wohngemeindegesetzgebung vor der Installation autarker Alternative zu prüfen – hier finden sich viele unterschiedliche Vorgehensweisen, deutschlandweit einheitlich ist kaum eine Pflicht.

1. Strom-Autarkie

Der Netto-Stromverbrauch der deutschen Haushalte ist zwar in den vergangenen zehn Jahren um rund 13 Milliarden Kilowattstunden gesunken, allerdings stiegen die Strompreise stark. Von 2004 - 2020 sind die Preise von damals ca. 15 Cent/kwh auf heute über 30 Cent/kwh gestiegen.

Eine Eigenstromversorgung wird deshalb nicht nur von vielen Immobilienbesitzern gewünscht, sondern dürfte die aktuell größte Verbreitung aufweisen. Zu ihrer Umsetzung sind drei Bausteine notwendig:

  1. Eine Photovoltaikanlage, die so dimensioniert ist, dass ihre tägliche Peak-Leistungsfähigkeit den Haushaltsverbrauch (plus Sicherheitsreserve) überschreitet.
  2. Ein Wechselrichter, der Photovoltaik-Gleichstrom in Wechselstrom umwandelt und für sogenannten Inselbetrieb eingerichtet ist.
  3. Ein Stromspeicher, das zentrale Schlüsselelement für Autarkie. Nur wenn dieser Speicher hinreichend groß bemessen ist, ist ein praktischer, das heißt dauerhafter Betrieb ohne externe Stromzufuhr möglich.

Zudem muss vor einer Anschaffung sorgsam berechnet werden, damit die Stromversorgung mindestens zwei, drei Tage auch bei schlechtestem Wetter (=kaum oder gar keine Solarstromerzeugung) sichergestellt bleibt.

Tipp: Verstärkt wird die Versorgungssicherheit, wenn zusätzlich Kraft-Wärme-Kopplung betrieben wird. Dabei wird die Abwärme eines Heizsystems zur zusätzlichen Stromerzeugung genutzt.

2. Trinkwasser-Autarkie

Im Schnitt verbrauchen Deutsche 120 Liter Wasser täglich. Allerdings werden davon nur fünf Liter konsumiert; weitere 45 Liter entfallen auf die Körperreinigung und damit ähnlich körperlichen Kontakt. Diese recht geringe Menge muss jedoch von höchster Qualität sein, damit Probleme durch Keim- und sonstige Belastungen reduziert werden.

Autarkie bedingt daher praktisch zwingend eine der vier Brunnenbauweisen auf dem Grundstück. Hier schwanken die Kosten durch Art des Untergrundes und lokal nötige Bohrtiefe beträchtlich. Zudem gelten für die Nutzung als Trinkwasserstelle mehrere Auflagen:

  • Das Wasser muss Trinkwasserqualität haben. Höchstwahrscheinlich bedingt das die Installation eines Filtersystems.
  • Der Brunnen muss beim Gesundheitsamt angezeigt werden.
  • Das Wasser muss mindestens jährlich auf Krankheitserreger untersucht werden.

Überdies verlangen die Vorgaben, dass das Wasser ausschließlich in dem Haushalt verbraucht wird, auf dessen Grundstück die Förderung stattfindet.

3. Brauchwasser-Autarkie

Je nachdem, wie leistungsfähig die Brunnenanlage ist, lassen sich auch die restlichen benötigten Wassermengen darüber sicherstellen. Wo das jedoch nicht möglich ist, kann das Wasser für die Toilettenspülung, Wässerung von Pflanzen und sogar die Wäsche durch eine Alternative autark bereitgestellt werden: Regenwasser.

Letztendlich geht es dabei darum, möglichst sämtliche auf dem Grundstück anfallenden Regenwässer aufzufangen und einer zentralen Sammelstelle zuzuführen – in der Regel handelt es sich dabei um eine unterirdische Zisterne. Zwar gibt es auch oberirdische Möglichkeiten; diese haben jedoch praktische Nachteile:

  • Hoher Flächenverbrauch bei ausreichender Dimensionierung.
  • Erwärmung durch Sonneneinstrahlung und dadurch Förderung von Keimbildung.
  • Frostgefährdung. Dadurch je nach Lage die Notwendigkeit, das System zu Beginn der Frostperiode zu entleeren.

Unterirdische Zisternen haben diese Nachteile nicht, bedingen aber natürlich Aushubarbeiten und sind deshalb preislich höher angesiedelt. Auch kommt hier hinzu, dass durch die Nutzung keine tiefergehende Filtrierung nötig ist: Nach einer Grobfiltrierung im Zulauf zur Abscheidung von Blättern und Ähnlichem erfolgt die weitere Reinigung durch Ruhe. Dadurch setzen sich weitere Schwebstoffe ab, das weiter oben abgepumpte Wasser ist hinreichend sauber.

Das bedeutet allerdings auch, dass die Zisterne doppelt ausreichend dimensioniert sein muss: Sowohl, um genügend Reserven zur Absetzung bereit zu halten wie auch, um längere Dürreperioden überbrücken zu können. Ferner muss das Rohrleitungssystem des Gebäudes zweigeteilt ausgelegt werden, damit nur die richtigen Stellen mit Regenwasser versorgt werden. Das kann sowohl bei Um- wie Neubau zusätzliche Kosten verursachen.

Tipp: Diese Wassersammlung sollte unbedingt bei der Kommune angezeigt werden. In jedem Fall werden sich die Niederschlagswassergebühren reduzieren.

4. Abwasser-Autarkie

Die bisher aufgezeigten Wege erfreuen sich in jüngster Zeit steigender Beliebtheit bei einer ganzen Reihe von Haushalten – sowohl kombiniert wie als Einzelmaßnahmen. Vergleichsweise selten ist jedoch eine Unabhängigkeit von den lokalen Möglichkeiten der Abwasserentsorgung. Ein Hauptgrund dafür ist, dass in recht vielen Kommunen eine Anschlusspflicht herrscht. Die dadurch verpflichtenden technischen Gegebenheiten sorgen dann häufig dafür, dass ein anderer, autarker Weg unrentabel erscheint.

Möglich ist es jedoch. Und zwar in Form einer Kleinkläranlage. Diese zeichnet sich durch einen dreigliedrigen Aufbau aus. Über diese Stationen werden eingeleitete Abwässer nach und nach von Feststoffen getrennt. Am Ende wird das geklärte Wasser in die Umwelt entlassen.

Allerdings handelt es sich hierbei strenggenommen nicht um eine gänzlich autarke Anlage – ähnlich wie bei den früher weitverbreiteten, aber deutlich einfacheren Sammelgruben ist es in regelmäßigen Abständen nötig, die abgetrennten Feststoffe durch einen Fachbetrieb entfernen zu lassen. Ferner schreiben viele Kommunen die Nutzung spezieller Haushaltsreiniger und ähnlicher Mittel vor. Außerdem müssen durch die technische Natur der Systeme viele übliche Vorgehensweisen unterbleiben – beispielsweise die Nutzung von feuchtem Toilettenpapier.

5. Heizungs-Autarkie

Bereits über eine ausreichend große Photovoltaikanlage samt Speicher ist es problemlos möglich, nicht nur den Stromverbrauch, sondern auch die Beheizung des Gebäudes autark sicherzustellen. In dem Fall kann eine Heizung genutzt werden, deren Arbeitsprinzipien sich ebenfalls auf Strom stützt – die zeitgenössische Lösung dafür sind Wärmepumpen.

Allerdings stehen auch hier noch andere Möglichkeiten bereit:

  • Solarthermie. Hierbei erwärmt Sonneneinstrahlung eine frostsichere Flüssigkeit in sonnengünstig gelegenen Kollektoren. Die Wärme wird über einen Wärmetauscher an den häuslichen Heizwasserkreislauf abgegeben. Je nach Dimensionierung arbeitet dieses System unterstützend oder vollversorgend. Allerdings gibt es einen Nachteil: Die Kollektoren stehen hinsichtlich ihrer Lage in Konkurrenz zur Photovoltaik. Auf herkömmlichen Einfamilienimmobilien lässt sich beides nur schwerlich in ausreichender Dimensionierung gestalten. Alternativ kann die Fassade als Installationsfläche einbezogen werden

  • Wärmerückgewinnungssysteme. Sie arbeiten im Rahmen eines aufwendigen Belüftungssystems im Gebäude und entziehen der Abluft Wärme, die der Zuluft zugegeben wird. Diese Systeme werden häufig mit Vollversorger-Solarthermie kombiniert, bedingen jedoch eine außergewöhnlich gute Wärmedämmung der Immobilie.

  • Brennholzheizungen unterschiedlicher Bauweisen. Dies gilt aber strenggenommen nur dann als Autarkie, wenn der Grundstücksbesitzer genügend eigene Brennholzquellen besitzt. Wenn das Holz hingegen wie Erdgas oder Heizöl aus anderen Quellen bezogen werden muss, ist keine echte Selbstständigkeit gegeben.

Die typischste Vorgehensweise ist wegen dieser Realitäten oft ein kombiniertes System. Beispielsweise eine Wärmepumpe, die ihre Energie über selbsterzeugten Strom bekommt, wobei jedoch die Brauchwasser-Erwärmung über Solarthermie sichergestellt wird.
Um die Tragfähigkeit von Lösungen anhand des Ist-Zustandes einer Immobilie zu bewerten, sollte jedoch immer der Rat von Experten eingeholt werden.

6. Informations- und Telekommunikations-Autarkie

Neben diesen zum Betrieb einer Immobilie zwingend notwendigen Elementen gilt auch das Thema Information und Telekommunikation als zentraler Baustein für heutiges Wohnen. Hier stehen de facto nur schein-autarke Möglichkeiten zur Verfügung. Dafür aber komplett ohne physische Verbindung über die Grundstücksgrenze hinaus:

  • Fernsehsignale können über Satellitenantennen empfangen werden.

  • Internetempfang lässt sich über erweiterte Mobilfunkverträge mit höchsten Datenvolumina sicherstellen oder alternativ ebenfalls über Satelliten – wobei letzteres den Nachteil einer vergleichsweise langen Signallaufzeit hat und deshalb manche Internetanwendungen erschwert.

  • Telefon kann ebenfalls über Mobilfunk garantiert werden. Das ist mittlerweile sogar die in sehr vielen Haushalten gängigste Methode; der früher übliche Anschluss an ein Festnetzsystem wird immer häufiger unterlassen.

Damit bleibt festzuhalten, dass sämtliche „Lebensadern“ einer Immobilie durchaus auch ohne (physische) Verbindung mit der Außenwelt aufrechterhalten werden können. Die Möglichkeit, sämtliche IT-Kommunikation über eigene Mobilfunkrouter (z.B. LTE-Router) abzubilden, bietet zusätzliche Flexibilität. Zwischenzeitlich haben alle großen Anbieter sogenannte Tripple-Play Tarife im Angebot. Damit erhalten die Kunden TV, Internet und auch Telefonie "aus einer Hand" - möglich auch per Mobilfunk.